Märchenstunde
Ein Märchen wird derzeit in den Straßen von Paris erzählt. Die Sommerurlaubssaison erreicht ihren Höhepunkt, die Stadt ist weitgehend von Touristen besiedelt, die Pariser schlürfen derzeit kalten Rosé, die Zehen dabei klimpernd im Mittelmeer.
Die Bäcker wischen den letzten Mehlstaub vom Backblech, die Fleischer reinigen mit Chlor die leeren Metallauslagen, die Kramläden werden sorgfältig verriegelt. Alle machen sich auf die alljährliche Reise gen Süden. Wie die Zugvögel sich
einer nach dem anderen auf den Stromleitun-
gen sammeln, so schließt täglich ein Laden nach
dem anderen erschöpft seine Rollladenlider.
Metropolenprinzessin
Paris wird zum Dornröschenschloss. Eingeschlummert in der schwülen Sommerluft und zugedeckt von heißen Sonnenstrahlen, nachdem es sich seinen Finger an der glitzernden Spindel der verführerischen Sommerfee stach. So ruht es sanft, eine Weile, einen August lang.
Bis der Herbstprinz mit dem ersten kühlen Hauch die Stirn des Eiffelturms küsst. Dann erwacht sie, die impulsive Metropolenprinzessin und feiert ein rauschendes Fest der Wiederkehr.
Wiedererwachen
Dann werden die Bäcker in den noch dunklen Morgenstunden ihre Bleche fetten und mehlen, dann wird der Fleischer seine Auslagen aufs Kunstvollste garnieren, dann werden die Kramläden mit neuen Schaufenstern aufwarten und um die Gunst der Passanten ringen. Dann erstrahlt er wieder in voller Pracht, der Eiffelturm, der ganze Stolz unserer Prinzessin Paris.